Indikationen
Die Akupunktur ist
wissenschaftlich zwar nicht fundiert, aber sie verfügt
erfahrungsmedizinisch über eine gute Wirksamkeit bei
Schmerzen aller Art, Allergien, Schlafstörungen, Organfunktionsstörungen,
vegetativen und psychischen Störungen, sowie in der
Suchttherapie. Vor allem bei chronischen Erkrankungen
kann Akupunktur oft eine effektive Linderung und Verbesserung
fast ohne Nebenwirkungen erzielen, sofern sie von Ärzten
mit guten anatomischen Kenntnissen durchgeführt
wird.
Qualifikation
Ärzte haben die Möglichkeit,
nach regelrechter Ausbildung ein Abschluss-Diplom zu
erwerben. Die verschiedenen Akupunktur-Gesellschaften
stellen interessierten Patienten gern Informationen
über qualifizierte Ärzte zur Verfügung, z.B. unter Forum
Lotus.
Auch die Ärztekammern verleihen seit Neuestem die
Zusatzbezeichnung Akupunktur auf Wunsch an Ärzte,
die mindestens 260 Stunden Ausbildung nachweisen. Es
gibt jedoch wie in jedem Beruf Menschen mit unterschiedlichem
Talent und Geschicklichkeit. Sie müssen die Fähigkeiten
Ihres Arztes bzw. Therapeuten letztlich selbst beurteilen.
Als Maßstab könnte bspw. die gestellte Prognose
dienen. Bei Schmerzsyndromen ist meist nach der ersten,
spätestens nach der dritten Sitzung, eine deutliche
Besserung zu erwarten. Erfolglose Serien von 20 Sitzungen
mit unzähligen Nadeln sprechen für sich.
Kosten
Maßgeblich ist die Gebührenordnung
für Ärzte (GOÄ), die hierfür die Ziffern 269 und 269a
vorsieht. Die Liquidation kann bis zum 2,3-fachen Einfachsatz
ohne und bis zum 3,5-fachen GOÄ-Satz mit Begründung
vorgenommen werden. Dies entspricht einer Spanne von
etwa EUR 24 bis EUR 70 pro Sitzung. Zu Lasten der gesetzlichen
Krankenkassen können Akupunkturleistungen nur nur
bei bestimmten Indikationen, die leider nicht das
gesamte Anwendungsspektrum widerspiegeln, erbracht werden.
Bei Fragen zur Rechnungserstattung wenden Sie sich an
Ihre Krankenkasse oder Versicherung. Die Wahl zur Kostenerstattung
ist für jedermann seit 2004 möglich. (1/07).
Aus der Akupunkturforschung
Eine im wissenschaftlichen
Sinne reproduzierbare Akupunkturwirkung konnte bisher
nicht nachgewiesen werden. In der Ärzteschaft
akzeptierte man die Methode lediglich als Placebo-
oder Arztwirkung. Diese
Ansicht scheint jedoch nicht ganz richtig zu sein.
Eine Forschergruppe um Dr. H. M. Langevin von der
Universität von Vermont, Burlington, stellte fest,
daß sich das Gewebe von Akupunkturpunkten deutlich
vom umliegenden Gewebe unterscheidet. Durch das
Drehen der Nadeln beim Einstechen waren eindeutig
meßbare und reproduzierbare biomechanische Effekte
zu beobachten. Die mechanischen Kräfte beim Herausziehen
der Nadeln aus Akupunkturpunkten wurden mit einem
computer-
gesteuerten Meßgerät
erfaßt und bewertet. Wenn die Nadeln nur eingestochen
wurden, trat kein signifikanter Effekt auf. Wurde
nach gerichtetem Drehen während des Einstechens
die Nadel wieder herausgezogen, mußten deutlich
höhere Kräfte aufgewandt werden. Im Vergleich zu normalem
Gewebe ergab sich eine um 20% höhere Zugkraft in den
Akupunkturpunkten.
Somit sei nach Ansicht
der Forschergruppe erwiesen, daß nicht das Einstechen,
sondern die Manipulation beim Einstechen (Drehung)
entscheidend für eine Wirkungsauslösung ist. Vermutet
wird, daß die Zugkraft in Akupunkten durch das Umwickeln
der Nadeln mit feinsten Bindegewebsfasern hervorgerufen
wird.
Abzuwarten bleibt,
wie Forscher die Wirkung bzw. Nichtwirkung anderer
Techniken und die Verwendung von extrem geglätteten
Nadeln, z.B. mit Silikonbeschichtung, bewerten. (12/00)
Gibt es methodische
Unterschiede der verschiedenen Akupunkturschulen?
Diese Frage muß
eindeutig mit JA beantwortet werden. Besondere
Akupunkturformen wie Hand, Ohr, Schädel, Periost
haben zwar ihre spezifische, jedoch keine grundlegende
Bedeutung. Auch den tradierten Formen (Acht Kriterien,
Pulsdiagnostik) fehlt die Reproduzierbarkeit - sogar
durch ausgewiesene TCM-Fachleute. Mischsysteme können
Diagnose und Heilungsansatz verwässern.
Näheres zu TCM weiter unten.
Wegen seiner inneren
Logik und der wissenschaftlich reproduzierbaren Wirkungsweise
erscheint die Schule des bekannten Prof.
Maurice Mussat
aus Paris mit ihren Grundlagen Triangulation, Pentakoordination
und binärer Codierung als besonders erfolgversprechende
Methode. Näheres kann der Interessierte bei der
Forum Lotus Akademie in Essen erfahren. (05/00)
Wirksamkeit
bei chron. Kopf- Gelenk- und Wirbelsäulenschmerzen
Unter Leitung des
Zentrums für naturheilkundliche Forschung der
TU München (ZnF) und der Charité Berlin
führten die Ersatz- Betriebs- und Innungskrankenkassen
eine soge-nannte Studie zum Wirksamkeitsnachweis von
Akupunktur durch. Die Beobachtungs-studie erfaßte
mehr als 700.000 Patienten mit chronischen Schmerzen
des Bewegungsapparats. Die jetzt vorgelegte vorläufige
Auswertung an mehr als 6.000 Patienten ergab eine
deutliche Schmerzverminderung bei 45 bis 50% der untersuchten
Patienten, allerdings spielte es kaum eine Rolle,
ob echte Akupunkturpunkte oder wahllos ausgesuchte
Punkte gestochen wurden..
Kritiker geben zu bedenken, daß es sich bei
der Studie weniger um einen echten wissenschaftlichen
Forschungsbeitrag, als vielmehr um eine Marketingmaßnahme
der gesetzlichen Krankenkassen handele, die die Etablierung
dieser Behandlungsmethode in der Kassenmedizin (natürlich
ohne Mehrkosten innerhalb der bestehenden Pauschal-vergütung)
bezwecken. Ob sich unter Kassenbedingungen eine qualifizierte
Akupunktur durchführen läßt, darf
bezweifelt werden. Vorteile können sich Ärzte
verprechen, die wie am Fließband nadeln. Nachteile
entstehen durch den Abfluß von Finanzmitteln
aus der regulären Behandlung von kranken Kassenpatienten,
die dadurch noch länger auf einen Behandlungstermin
warten müssen. (12/03)
Doppelblindstudie
zur Akupunktur steht noch aus
Von Kritikern der
Akupunktur wird immer wieder angeführt, daß
eine Wirksamkeits- überprüfung durch eine
doppelblind angelegte Studie mit ausreichender Probandenzahl
bisher nicht vorgelegt wurde.
Jeder wissenschaftlich
arbeitende Arzt muß dieser Kritik zustimmen:
auch wenn es individuell gute Heilungsergebnisse gegeben
hat, so ist man den wissenschaftlichen Nachweis bisher
schuldig geblieben.
Es ist zu hoffen, daß fortschrittliche Wissenschaftler
wie Prof. Mussat, der bereits in den 70er Jahren die
traditionellen chinesischen Medizin (TCM) kritisch
beurteilte, indem er auf einem großen Akupunkturkongreß
in Paris die Unsinnigkeit der Pulsdiagnostik nachwies,
sich dieser Problematik annehmen und möglichst
bald eine Studie durchführen (01/05).
Taditionelle chinesische Medizin
(TCM)
... ist garnicht so traditionell und historisch,
wie der Direktor des HG-Stiftungsinstituts für
chinesische Lebenswissenschaften an der Charité
Berlin, Herr P. Unschuld, ausführte. TCM war
im Reich der Mitte bis zur Kulturrevolution eine Methode
über deren Aberglauben man lachte. Erst Mao erhob
(aus Geldmangel für gute Schulmedizin) die TCM
zur Staatsmedizin, nicht zuletzt, weil durch Jünger
aus westlichen Ländern Devisen ins Land flossen.
Ausgelöst wurde der Hype für TCM durch einen
Artikel über Akupunktur in der New York Times
1972. In der Folge bildeten Autoren, die keinerlei
chinesische Sprach- kenntnisse hatten und ihr Wissen
über englische Übersetzungen von Nicht-Fachleuten
bezogen, Ärzte und Nichtärzte zu TCM-Heilern
aus. Das führte schließlich zur grotesken
Situation, daß westliche TCM-Befürworter
gegen die "eigene Verfälschung der chinesischen
Tradition durch chinesische Mediziner wetterten, die
ihre praktizierten Heilmethoden zu sehr verwestlichten".
(12/07)
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